Summary
The artist Richard can no longer afford his British home and is now living in Tangier. With his help, the young Moroccan Malik makes it to Europe, the destination of his dreams. There, of all people, the conservative politician Mathilda ends up hiding him. Mathilda's assistant Amina, who finally wants to leave her Moroccan roots behind, is called in as a "cultural mediator" to solve the problem. But Malik has plans of his own and unwittingly unleashes an avalanche.
Source: German FIlms Service & Marketing GmbH
Comments
You have seen this movie? We are looking forward to your comment!
Login or register now to write a comment.
Aber auch emotional ist der Maler euphorisiert – vom jungen Marokkaner Malik, der ihm Modell sitzt und von einem besseren Leben in Europa träumt. Und das nicht nur aus Eigennutz: Wenn er wie erhofft Karriere als Rapper macht, kann er seine Familie daheim unterstützen. Nachdem ein Visum-Antrag für Malik abschlägig beschieden wurde, versteckt Richard den Jungen beim Kunst-Transfer zwischen seinen großformatigen Bildern im selbst gesteuerten Transporter und schmuggelt ihn über die gut bewachte EU-Außengrenze nach Deutschland.
Wo er Malik, für den Richard weit mehr als nur Freundschaft empfindet, mangels Alternative zunächst bei Tilda in Frankfurt am Main unterbringt. Und damit ausgerechnet bei einer Politikerin, die sich in der Vergangenheit mit fremdenfeindlichen Äußerungen profiliert und so den Sprung nach Brüssel und Straßburg geschafft hat. Da Richard gleich nach London weiterreisen muss und Mathilda beruflich viel unterwegs ist, darf Malik das luxuriöse Loft nicht verlassen.
Auf Dauer lässt sich Maliks illegaler Aufenthalt nicht verbergen, zumindest nicht gegenüber Mathildas Assistentin, der Juristin Amina El Hazzaz. Sie ist zunächst wenig erfreut, mit einem jungen Landsmann konfrontiert zu werden, ist sie doch darum bemüht, ihre marokkanischen Wurzeln hinter sich zu lassen, um endlich als vollwertiges Mitglied der deutschen Gesellschaft anerkannt zu werden. Nun ist Amina, die drei europäische Sprachen fließend spricht, Arabisch aber nur gebrochen, höchst unfreiwillig als „kulturelle Vermittlerin“ gefragt.
Und Malik? Ist Richard dankbar für alles, mehr aber auch nicht. Er sucht den Kontakt mit einem in Berlin lebenden Onkel, um dem Goldenen Käfig zu entkommen. Zumal Richards Vernissage abgesagt wird, nachdem der Frankfurter Galerist einen Schlaganfall erlitten hat und sein Kompagnon Paul kein Interesse an den Old-School-Gemälden hat. Malik reißt aus und setzt sich in den nächsten Zug nach Berlin. Wo er bei einer Ausweiskontrolle als potentieller Terrorist verhaftet wird. Mathilda setzt alle Hebel in Bewegung, um einen Skandal zu verhindern…
Angelina Maccarone erzählt in „Klandestin“, was so viel wie heimlich oder geheim bedeutet, die Begegnung zwischen der deutschen Europaabgeordneten Mathilda, dem britischen Künstler Richard, dem jungen Marokkaner Malik und Mathildas aus einer marokkanischen Familie stammenden Sekretärin aus vier unterschiedlichen Perspektiven – und das nacheinander. Ihre multi-perspektivischen Erzählweise, bei der wir die Geschehnisse jeweils durch die Augen einer anderen beteiligten Person erleben, führt zur erheblichen Überlänge von mehr als zwei Stunden. Die der immer wieder aufs Neue überraschte Kinobesucher aber gar nicht so empfindet, weil er nach und nach verstehen lernt, dass es nicht nur eine Wahrheit gibt.
So enthüllt der spannenden Ethno- und Polit-Thriller „Klandestin“ nach und nach die Geheimnisse, Sehnsüchte und Verstrickungen seines Protagonisten-Quartetts, die nicht gegensätzlicher sein könnten. Und die doch eines eint: die Suche nach individueller Anerkennung und nach gesellschaftlicher Zugehörigkeit sowie die Hoffnung auf Liebe. Apropos: Katharina Schüttler ist in einer prägnanten Nebenrolle zu erleben als Politikerin Sibylle, der „Ex“ von Mathildas neuer Sekretärin Amina. Barbara Sukowa wurde beim Hessischen Film- und Kinopreis mit dem Ehrenpreis des Ministerpräsidenten ausgezeichnet.
Angelina Maccarone im Farbfilm-Presseheft zu ihren persönlichen Beweggründen, „Klandestin“ zu machen: „Ich war immer anders. Mein Name ist anders. Ich fühlte mich nie ganz ‚deutsch‘. Bis heute werde ich für meine deutschen Sprachkenntnisse gelobt und spätestens die zweite Frage, die an mich gerichtet wird, ist: Woher kommst du? Auch mein Begehren entspricht nicht der Erwartung. Jede Begegnung erfordert früher oder später eine Erklärung, ein sogenanntes Coming Out. Die Norm sucht ihre Bestätigung in der Abgrenzung zum ‚Anderen‘. In meinen Filmen interessiert mich immer die Umkehrung, die Erwiderung des Blicks: Vom Anderen aus betrachtet, enthüllt sich das Absurde im Normalen.“
Pitt Herrmann