Biografie
Anja Siemens studierte an der London Guildhall University, an der Kunsthochschule Berlin-Weissensee und an der Central Saint Martins School of Art in London, wo sie ihr Studium mit einem Bachelor of the Arts (BA) abschloss. Während ihrer Zeit in London arbeitete sie als Schnittassistentin u.a. an internationalen Produktionen wie "Tomb Raider" (Paramount Pictures USA, Regie: Simon West, Editor: Glen Scantlebury) und "Yes" (Adventure Pictures, Regie: Sally Potter, Editor: Daniel Goddard). Weitere Schnittassistenzen übernahm sie bis 2006 in London, unter anderem bei Hammer&Tongs und Whitehouse Post.
Seither arbeitet sie als Cutterin und hat zahlreiche Kurzfilme sowie die Dokumentarfilme "Guca" (UK, 2006), über ein riesiges Roma-Musikfestival in einem serbischen Dorf, und "Wir waren so frei" (2009), über die Geschichte eines gescheiterten "unabhängigen" Filmprojekts in der DDR, montiert.
Für ihren Schnitt bei Jan-Ole Gersters hoch gelobtem Spielfilm "Oh Boy" (2012), über einen Tag im Leben eines ziellosen Berliner Studenten, wurde Siemens 2013 unter anderem für den Deutschen Filmpreis nominiert.
In den folgenden Jahren war Anja Siemens an zahlreichen Kino- und Serienproduktionen beteiligt. So verantwortete sie den Schnitt der deutsch-kanadischen Literaturverfilmung "Buddha’s Little Finger" (2012–2015), die die Geschichte eines Dichters erzählt, der 1991 in die Fänge des KGB gerät und durch mysteriöse Zeitsprünge zwischen dem russischen Bürgerkrieg und dem Moskau der 1990er Jahre hin- und hergerissen wird.
Ebenfalls montierte sie Theresa von Eltz' vielfach ausgezeichnetes Drama "Vier Könige" (2015) mit Jella Haase und Paula Beer in den Hauptrollen, das mit dem Deutschen Filmpreis in Bronze prämiert wurde. Im selben Jahr verantwortete sie den Schnitt des Dokumentarfilms "Zweikämpfer" über arbeitslose Ex-Fußballprofis. Für das Fernsehen arbeitete sie zudem u.a. an "Treffen sich zwei" (2016), einem Beitrag aus der ZDF-Reihe "Das kleine Fernsehspiel". Im Oktober 2018 feierte die indisch-deutsch-österreichische Senioren-Romanze "Once Again – Eine Liebe in Mumbai", für die Siemens die Montage verantwortete, ihre Deutschlandpremiere bei den Internationalen Hofer Filmtagen.
Ausflüge ins Serienfach unternahm Siemens mit dem Schnitt der ersten Staffel der international erfolgreichen Netflix-Mystery-Serie "Dark" (2017). 2022 folgte die Netflix-Produktion "1899", ein Mystery-Thriller über eine Gruppe europäischer Auswanderer auf dem Weg nach Amerika. Die Serie erzielte gute Abrufzahlen, wurde jedoch nach der ersten Staffel eingestellt.
Große Beachtung fanden auch die jeweils vierteiligen deutschen Miniserien "The Billion Dollar Code" (Regie: Robert Thalheim), die 2022 mit dem Deutschen Fernsehpreis ausgezeichnet wurde, sowie Pia Strietmanns "Herrhausen – Herr des Geldes" (2023) über die Machtverstrickungen zwischen Staat und Wirtschaft im Kontext der deutschen Wiedervereinigung. Die Produktion mit Oliver Masucci in der Titelrolle des ermordeten Deutsche-Bank-Chefs Alfred Herrhausen wurde unter anderem mit dem Grimme-Preis 2025 ausgezeichnet.
2025 wurde Siemens zum zweiten Mal für den Deutschen Filmpreis nominiert – für ihre Arbeit am deutsch-polnisch-belgischen Spielfilm "Köln 75" unter der Regie von Ido Fluk. Der Film feierte im Februar 2025 in der Sektion Berlinale Special Gala seine Weltpremiere und erzählt die Geschichte der Kölner Musikproduzentin und Konzertveranstalterin Vera Brandes, die in den 1970er Jahren noch als Teenagerin erfolgreich Jazz-Konzerte organisierte.